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Sie muss nicht immer schillernd sein. Modefotografie

Fotografie-Forum zeigt neue Facetten der Modefotografie

Zwischen dem 23. Juni und dem 15. September steht das Fotografie-Forum der StädteRegion Aachen ganz im Zeichen der Mode. Rund 160 Arbeiten namhafter Künstler_innen wie Henri Cartier-Bresson, Lotte Jacobi oder Robert Capa ermöglichen einen Einblick in die über hundert Jahre alte Geschichte des Genres der Modefotografie, die aus unserem Alltag, Dank großer Plakate und zahlreicher Magazine, nicht wegzudenken ist.

„Wieder einmal ist es dem Fotografie-Forum gelungen, Besuchern einen breiten Überblick in die Geschichte der Fotografie zu ermöglichen. Die beteiligten Fotografinnen und Fotografen sind bedeutende Pioniere in ihrem Medium“, so Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier über die Ausstellung. Die Wechselbeziehung zwischen Mode und Fotografie ist fast so alt, wie das künstlerische Medium selbst. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Vorläufer: Adolphe Braun hielt die Comtesse Virginia Oldoini am Hof Napoleons III. in verschiedenen Kleidern fest. Die Edeldame gilt damit als das erste Fotomodel der Geschichte. Bei einem Ausstellungsrundgang zeigt sich, welche Tendenzen und Ideen seitdem in die Modefotografie Einzug gehalten haben.

Aufnahmen aus den 1920er und 30er Jahren präsentieren die zarten Anfänge der Modefotografie. Mondän begegnen den Besucher_innen die Models beispielsweise bei Yva. Die als Else Ernestine Neulaender geborene Fotografin spezialisierte sich 1927 mit ihrem Studio auf Aufnahmen für Zeitschriften und Magazine. Statt eines ausstaffierten Studios mit historisierten Requisiten setzte Yva auf moderne Aufnahmetechniken, die sich insbesondere durch eine piktoralistisch verschwommene Lichtsetzung in leeren Räumen auszeichnet.

Fotograf_innen wie Hermann Landshoff bringen die neuste Haute Couture mit Beginn der 1950er Jahre auf die Straße, hinein ins öffentliche Leben. Statt in theatralischen Posen, hält Landshoff die Models auf dem Fahrrad, im Luftsprung oder unter Wasser fest. Durch den bewussten Einsatz von Bewegungsunschärfe sowie außergewöhnliche Perspektiven wirken die Aufnahmen ungezwungen und spontan. „Die Aufnahmen Hermann Landshoffs waren für die damalige Zeit bahnbrechend“, erläutert die Kuratorin und Leiterin des Fotografie-Forums Dr. Nina Mika-Helfmeier, „Sie versprühen eine ungeahnte Leichtigkeit und zeigen ein neuartiges Lebensgefühl. Spannend ist nicht zuletzt, dass hier auch ein neues und authentischeres Frauenbild propagiert wird.“
Die Ausstellung gewährt ebenso Einblicke hinter die Kulissen der Modeindustrie. Eve Arnold porträtierte 1950 eine Modenschau von Afro-Amerikanerinnen in Harlem. Die sensible Studie hält eine marginalisierte Community fest, die in der damals weiß-geprägten Modeindustrie keinen Platz zugestanden bekam und ihre Runway-Shows selbst organisierte. Einige Jahre später zeigt Inge Morath, mit welchem Aufwand neue Kollektionen in der Modehauptstadt Paris inszeniert werden. Unter dem Thema „Die Schöne und das Biest“, werden mondän gekleidete Models mitsamt großen Hunden über den Laufsteg geschickt und von den umgebenden Fotograf_innen bestmöglich in Szene gesetzt.

Neue fotografische Positionen wie Martin Parr, Cristina de Middel oder Jérôme Sessini zeigen innerhalb der Schau ungewöhnliche und farbenfrohe Wege der Präsentation von Fashion-Items. Die Wuppertaler Künstlerin Isabelle Wenzel geht sogar so weit, die Beziehung zwischen Fotograf_in und Model gänzlich aufzulösen - meist ist sie beides in Personalunion. Mithilfe des Selbstauslösers inszeniert sie sich in akrobatischen Posen. Die Kleidungsstücke erlangen dadurch eine eigene skulpturale Qualität. Die Grenzen zwischen künstlerischer Fotografie und klassischer Modefotografie verschwimmen hier zusehends.

In einem spanungsvollen Miteinander verdeutlichen die Aufnahmen, welche Grenzen die Modefotografie in fast hundert Jahren ausgetestet hat. Schlaglichtartig geben die fotografischen Positionen darüber hinaus Aufschluss über die Wechselwirkung zwischen Mode, gesellschaftlichen Veränderungen und historischen Ereignissen.

Die Vernissage findet am 23. Juni 2024 um 12 Uhr im Bürgersaal, Austr. 7 in Monschau statt.

Nach einem Grußwort von Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier folgt eine kurze Einführung der Kuratorin Nina Mika-Helfmeier in Form eines Lichtbildvortrages. Im Anschluss erwarten die Besuchenden Performance-Interventionen der Tanzkompanie Irene K: Unerwartet tauchen sie auf. die zarten und fröhlichen Klänge. Überraschend auch die Melodie der Hände, der Körper in Verbindung mit den ausgestellten Fotos. Choreografie von Irene Kalbusch. Die Tänzer_innen Anaïs Van Eycken und Fabio Cavaleri werden musikalisch begleitet von der Cellistin Judit Diaz Alvarez. 

 

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