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Landesprogramm NRW „Kulturrucksack 2016 – Music is fun“
"Da haste Töne und Orientierung". Rund 30 Projekte mit Hunderten Jugendlichen schaffen selbst ein Stück Kultur in der StädteRegion Aachen.
Seit 2012 jedes Jahr nehmen Jugendliche in der StädteRegion Aachen an dem Projekt „Music is fun“ teil.
Das vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen geförderte Dachprojekt Kulturrucksack fordert unter Federführung der Stabsstelle für Kultur der StädteRegion Aachen und dem Leitmotto Music is fun Jugendliche und Kinder, Klänge erzeugen und erforschen zu lassen. Wie sich das in den Schulalltag eingliedert oder ihn ganz bewusst durchbricht, bleibt den Projektverantwortlichen vor Ort überlassen. Auch Ansätze, die keinen musikalischen Schwerpunkt haben und sich auf andere Weise darstellender oder bildender Kunst annähern, sind willkommen. Zudem hat sich durch Partizipation externer Kooperationspartner entwickelt, dass nun auch vereinzelt Institutionen wie der Musikbunker Aachen oder Jugendtreffs eigene Konzepte für Workshops vorlegen. Ein roter Faden ist jedoch, dass neben den verantwortlichen Erwachsenen und den teilnehmenden Jugendlichen auch professionelle Kulturschaffende jeglicher Couleur die Prozesse mitgestalten.
Rund 30 Einzelprojekte aus der StädteRegion haben sich in der nun beginnenden fünften Runde angemeldet, teils sogar mehrere aus einer Einrichtung mit völlig unterschiedlichen Ansätzen. 17 von ihnen sind zum ersten, aber wahrscheinlich nicht letzten Mal dabei: Erfolg spricht sich herum. Und die Ergebnisse dieses Projekts gehen deutlich über gefeierte Aufführungen hinaus. "Wir nehmen als Schule ja schon einige Jahre teil, weil wir mithilfe des Kulturrucksacks auch Kinder solcher Familien erreichen, die sich ansonsten niemals leisten könnten, ein Streichinstrument zu erlernen. Dadurch bekommt die Unterstützung durch den Kulturrucksack eine starke soziale Komponente, sagt Wilhelm Merschen, Schulleiter des Gymnasiums Baesweiler, das sich mit einem Streicherprojekt von der Masse absetzt. "Wir bieten es in dieser Form an, weil in einer Stadt, in der auf hohem Niveau in mehreren Vereinen Blasmusik gemacht wird, das Erlernen eines Streichinstruments schon fast etwas Exotisches hat. Im Hinblick auf unser sinfonisch besetztes Schulorchester ist die Nachwuchsarbeit aber nötig."
Ganz anders angelegt ist das Projekt beispielsweise am Herzogenrather Gymnasium, das von Anfang an dabei ist. Der verantwortliche Lehrer Dr. Martin Eibach erläutert: "Das Neue war die Perspektive, dass professionelle Künstler, hier, Songwriter, ein Musikmanager und Choreografen, eine künstlerisch zusammenhängende Performance entwickeln, bei der die unterschiedlichen musikalischen Begabungen und Talente, sei es musikalisch praktischer Art, Begeisterung für Bühnentechnik oder den Bereich Musik und Bewegung, miteinander in eine intensive Interaktion kommen." Und auch hier zeigt die Erfahrung, dass positive Nebeneffekte erzielt werden: "Das Projekt spricht so eine heterogene Schülerschaft an, die wiederum ihre vielfältigen Talente für ein Gesamtprojekt zur Verfügung stellt. Da fließt viel Herzblut mit ein. Ausgesprochen positiv ist die Arbeitsweise, die Jugendliche verschiedener Jahrgänge miteinander in Bewegung versetzt, im sprichwörtlichen Sinne. Hier gilt das Prinzip ‚Jeder hilft jedem‘. Aufgaben wie in einem professionellen Bühnentheater sind hochkomplex zusammenzufügen und müssen koordiniert werden. Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation ist das größte Leitmotiv gerade bei den Bühnenmanagern, die bei allen Ideen im Bilde sein müssen. Musikalisches Selbstbewusstsein, Sinn für musikalische Gestaltungen, Abläufe, das Arbeiten an den eigenen Grenzen.... Immer wieder wachsen die Jugendlichen über sich hinaus.“
Allein diese Beispiele zeigen zweierlei: Zum Einen spielt der titelgebende Fun-Faktor natürlich eine motivierende Rolle, rückt aber in den Hintergrund, da berufsorientierende Aspekte ebenso wie das Herantasten an wichtige Soft Skills, die im herkömmlichen Schulalltag kaum berührt werden, Gewicht bekommen. Wissen wird weitergegeben, nicht nur zum Erzeugen von Tönen, sondern auch über das Berufsbild des Musikers. Auch erkennen die Jugendliche, dass Musik nicht nur zum Berieseln (lassen) da ist, sondern wie komplex und vielfältig sie sein kann und welch unterschiedliche Herangehensweisen an sie es gibt.
Das ist durchaus auch als Parallele zum Kulturfestival X der StädteRegion zu begreifen. Diese Ansätze betrachten Bürger und vor allem junge Menschen nicht nur als Konsumenten, sondern als künftige Entscheidungsträger. Daher setzen wir als Initiatoren der Kulturrucksackprojekte auf Nachhaltigkeit und tauchen tief in die Materie ein. Das zeigt sich auch in Kooperationen wie der des Herzogenrather Gymnasiums mit dem Open-Air-Festival Danse en ville/Tanzende Stadt oder in dem offenen Angebot des Musikbunkers an die Teilnehmer des Kulturrucksackprojektes, die Infrastruktur der Einrichtung in Aachen zu nutzen, sei es für Proben oder für Auftritte.
Und dass die erwähnte Nachhaltigkeit tatsächlich wahrnehmbar ist, untermauern die Erfahrungen. "Etliche Teilnehmer am Streicherprojekt wechseln danach in die Musikschule Baesweiler, mit der wir kooperieren", so Merschen. "Die größte Freude kommt jedoch immer dann auf, wenn sich herausstellt, dass ein Schüler oder eine Schülerin durch das Streicherprojekt sein oder ihr Instrument gefunden hat und im Idealfall ein Leben lang mit anderen zusammen musiziert". Selbst Fälle, in denen Abgänger gezielt Berufs- und Studienwege ins Musikbusiness eingeschlagen haben, seien ihm bekannt. "Die externen Dozenten bringen ihre Erfahrung als Gesangschoaches, als künstlerische Persönlichkeiten und als Berater bis hin zu wichtigen Hinweisen ein, die schon Berufswege und Berufswahlen mit beeinflusst haben. Warner Poland und Petra Jansen haben hier schon wichtigen Einfluss auf die Studienwahl von Schülern gehabt. "Neben Spaß, neuen Erfahrungen, Sensibilisierung für Zusammenspiel, Konzentration, Selbstdisziplin und Geduld kredenzt der Kulturrucksack also auch Orientierung und wertvolles Hintergrundwissen" so Dr. Eibach. Ein großer Mehrwert für junge Leute also.
Fakten auf einen Blick:
Das Projekt Kulturrucksack Music is fun findet seit 2012 jährlich in der StädteRegion Aachen statt. Die inhaltliche Bandbreite der Projekte ist in diesem Jahr noch größer als in den Jahren zuvor. Im Bereich der Musik gibt es Workshops für DJ-Neulinge, für HipHop und für Songwriting. Rockbands formieren sich und spielen selbst komponierte Stücke, perfektioniert durch die Arbeit im Tonstudio. Chöre stehen mit neuem Repertoire bei Schulfesten auf den Bühnen, an einigen Orten gibt es Orchester-Darbietungen mit Blas- und Streichinstrumenten. Viele Schüler bekommen in ihrem Kulturrucksack-Projekt erstmals überhaupt die Möglichkeit, selbst zu musizieren. Andere nutzten das Angebot, sich ernsthaft in die Bühnen-, Licht- und Tontechnik einzuarbeiten. Schulen und Einrichtungen, die daran teilnehmen wollen, melden sich mit einem eigenen Konzept an, können das Netzwerk der StädteRegion als Koordinator zudem nutzen, um professionelle Kooperationspartner zu finden. Fast 30 Projekte finden in diesem Jahr statt. Fast 3000 Jugendliche sind bei der Durchführung und Präsentation der Projekte eingebunden.
Die Teilnehmer 2016:
Aachen:
Couven-Gymnasium Aachen: Bewegte Bühne „Freche Typen“
Couven-Gymnasium Aachen: Bewegte Bühne „Reise zu fernen Planeten“
GHS Aretzstraße Aachen: Rap, Hip-Hop & Beat-Producing
GHS Aretzstraße Aachen: Lightpainting Film und Druckmedien
GHS Aretzstraße Aachen: Lightpaintingperformance
Inda-Gymnasium Kornelimünster: BigBand meets StringBand
Inda-Gymnasium Kornelimünster: Bühnenmanagement
Inda-Gymnasium Kornelimünster: Songwriting – ein UNESCO-Lied
Maria-Montessori-Gesamtschule Aachen & Musikbunker Aachen: Producing, Tontechnik, DJ -Workshop
Musikbunker Aachen: offener Workshop im Bereich Producing und Djing
Städtische Gesamtschule Aachen-Brand: Join the Music
Viktoriaschule Aachen: Join the Music
Alsdorf:
Gustav-Heinemann-Gesamtschule Alsdorf: Bandcoaching
Jugendtreff „Alte Dorfschule“ Alsdorf-Ofden: Musiktheater „Das Böse kehrt zurück“
Realschule Alsdorf-Ofden: Rhythmuswerkstatt
Baesweiler:
Gymnasium Baesweiler: Streicherprojekt
Jugendcafé Baesweiler: Schauspiel- und Theaterworkshop
Malteser-Jugendtreff Setterich: Musiktheater „Das Böse kehrt zurück“
Eschweiler:
Waldschule Städtische Gesamtschule Eschweiler: Film ab!
Waldschule Städtische Gesamtschule Eschweiler: The Show must go on – Stimme
Waldschule Städtische Gesamtschule Eschweiler: The Show must go on – Tontechnik und Band
Herzogenrath:
2. Herzogenrather Gesamtschule: Musik-AG produziert im Tonstudio
Städtisches Gymnasium Herzogenrath: Revue „Zeit(t)räume“
Monschau:
Bischöfliche Mädchenrealschule St. Ursula Monschau & KuK Monschau: Schwarz-Weiß-Malerei (Foto-AG)
Stolberg:
Realschule Mausbach: Bläserband
SGS Stolberg: Instrumentalunterricht und Schulband
Würselen:
Heilig-Geist-Gymnasium Würselen: A Touch of Sight & Sound
Projektleitung: Dr. Nina Mika Helfmeier
Projektbetreuung: Ute Schreiber und Tanja Wessolowski
Der Kulturrucksack ist ein Programm des Ministeriums für Familie, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW.
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