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Wenn dat Kunst ist, bin ich jeck! Christo verhüllt Monschau 1971

Sonderausstellung - Bis auf Weiteres auf der zweiten Etage des KuK

Rurflucht zwischen Bürgerhäusern, Haller und Burgteile waren im Herbst 1971 nicht zu sehen. 6000 Quadratmeter Polypropylengewebe und 3107 Meter Leine versperrten den Menschen den Blick auf diese Wahrzeichen von Monschau.  „Wenn dat Kunst ist, bin ich jeck!“, tat so mancher kund, als er erfuhr, dass die Verhüllungen einen kreativen Hintergrund hatten. Kein Geringerer als Christo, heute als der Wrap-Art-Star weltweit gefeiert, damals immerhin als aufstrebender zeitgenössischer Künstler schon international unterwegs, hatte die Verhüllungen auf Einladung des Kunstkreises Monschau skizziert, konzipiert, geplant. Den Aufbau, der am 16. September 1971 begann, leitete er allerdings nicht persönlich, da er zeitgleich bei seinem Großprojekt Valley Curtain in Colorado/USA weilte. Die Kunstaktion teilte derweil Monschau: Von Verschandelung der Stadt war sogar die Rede, bald auch davon, „so etwas“ sei gar keine Kunst. Andererseits fühlten zahlreiche junge Menschen sich von Christo inspiriert, experimentierten enthusiastisch mit dessen Ausdrucksformen. Die Emotionen kochten hoch, positiv wie negativ: Die verhüllten Wahrzeichen entzückten, verwirrten, empörten die Menschen bis zum 24. Oktober 1971, machten auf jeden Fall neugierig.

„Wenn dat Kunst ist, bin ich jeck! Christo verhüllt Monschau 1971“ nimmt Materialien aus der Sammlung von Kaspar Vallot, seinerzeit Mitinitiator des Christo-Projekts und im Vorstand des Kunstkreises, als Ausgangspunkt und schlägt eine Brücke bis in die Gegenwart. Der Kuratorin und KuK-Leiterin Nina Mika-Helfmeier ist besonders wichtig, die kontroversen Reaktionen von damals wertneutral und durchaus auch mal mit Humor zu betrachten. Auf einer Art Parcours auf der gesamten zweiten Etage des KuK ergründen Besucher anhand von Exponaten, Informationstafeln, einer Hörstation, zwei je etwa zehnminütigen Filmen, einem begehbaren Vergangenheits-Wohnzimmer und plastisch dargestellten Anekdoten das Thema spielerisch-entdeckend. Die multimediale Aufarbeitung vereinfacht allen Altersklassen den Zugang und macht Christos Aktion buchstäblich erfahrbar. Zu den Highlights gehören ein WDR-Film von 1971, der Zeitzeugen zu Wort kommen lässt, und als Gegenstück aus dem Hier und Jetzt ein vom KuK in Auftrag gegebener Film, in dem Zeitzeugen mit der Distanz zu damals ihre Erinnerungen aufleben lassen.