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StädteRegion Aachen. Leo möchte nicht von Herrn Frank am Po angefasst werden. Und auch die Massagebürste am Rücken ist ihm unangenehm. Leo und Herr Frank sind fiktive Charaktere und gehören zu dem Theaterstück „Lilly und Leo“. Entgegen der Erwartungen ist es kein klassisches Kinderstück, sondern ein Baustein zur Prävention gegen sexuelle Gewalt. „Uns ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, dass sie nie schuld sind. Außerdem lernen sie, dass es sexuelle Gewalt gibt, was es ist und was man im Fall der Fälle machen kann“, erklärt Schauspielerin Jennie Wutte-Severe. Sie steht gemeinsam mit ihrem Kollegen Ingmar Skrinjar regelmäßig vor jungem Publikum. Auch die kleine Gruppe aus Kindern und Jugendlichen aus der städteregionalen Kleebach-Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung arbeitet fleißig bei dem interaktiven Theaterstück mit.
Die Förderschule in Trägerschaft der StädteRegion Aachen macht regelmäßig Präventionsangebote, denn Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sind besonders gefährdet, Opfer sexueller Gewalt zu werden. Das bestätigt auch Sabine Rommel aus der Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an jungen Menschen der StädteRegion Aachen. Bei ihrer Beratungs- und Qualifizierungsarbeit erlebt sie, dass Unwissenheit und Tabuisierung dazu führen, dass gerade behinderten Kindern das Bewusstsein für ihre Rechte fehlt und sie das Gefühl bekommen, Sexualität sei etwas Schlechtes. Kommt es zum Missbrauch fällt es den Betroffenen schwer, zu verstehen, was passiert, sich zu wehren und Hilfe zu holen. „Mit ihrem Gefühl von Scham und Schuld bleiben die Kinder und Jugendlichen oftmals allein. Hinzu kommt, dass die Glaubwürdigkeit von Kindern mit Behinderung eher angezweifelt wird, da sie sich nicht gut mitteilen können oder ihr Verhalten nicht ernst genommen wird“, so Sabine Rommel.
Genau da setzten Präventionsprojekte wie „Lilly und Leo“ an. „Das Theaterstück hilft den Kindern sich zu öffnen. Sie sind in einem privaten und geschützten Raum und trauen sich dort zu sprechen“, erklärt Schulsozialarbeiterin Heike Fitzner. Alle zwei Jahre wird ein Stück an der Kleebach-Schule angeboten, sodass jedes Kind mindestens einmal eine Theateraufführung besuchen kann. Das Präventionsprogramm wird durch den Verein „Menschen gegen Kindesmissbrauch e.V.“ finanziert.
Schauspieler Ingmar Skrinjar erklärt, warum das so wichtig ist. „Wir zeigen den Kindern, dass sie ein Recht darauf haben, wenn sie etwas nicht möchten und auf ihr Gefühl hören sollen. Und dass sie sich immer Hilfe suchen sollen. Wenn ihnen eine Person nicht glaubt, sollen sie weitersuchen, bis ihnen jemand hilft. Auch die Schulen sind eine Möglichkeit sich anzuvertrauen.“ Das Theaterstück wird von den Lehrkräften der Kleebach-Schule sorgfältig vor- und nachbereitet. Nur so ist die Arbeit des Theaters nachhaltig.
Die Schauspieler schaffen vor jeder Vorstellung Vertrauen, stellen sich vor, erklären, woher sie kommen und gehen ins Gespräch mit ihren Zuschauerinnen und Zuschauern. Die Begegnung mit den Schauspielerinnen und Schauspielern ist für die Kinder wichtig, erklärt Schulleiterin Kathi Meiß-Schemmel. „Das Programm kommt gut an und ist auf die Schülerinnen und Schüler zugeschnitten. Sie leben richtig mit, rufen plötzlich rein und öffnen sich. Leider haben wir auch schon die erschreckende Erfahrung gemacht, dass so Fälle ans Licht gekommen sind. Auch Tage, Wochen oder Monate später sind unsere Lehrkräfte sensibilisiert und leiten Schritte ein, wenn ein Kind etwas erzählt.“
Welche Schritte dann erforderlich sind, um das Kind zu unterstützen und den Schutz des Kindes sicherzustellen, können Fachkräfte mit Sabine Rommel besprechen. Sie unterstützt Fachkräfte professionell und anonym bei der Einschätzung der Gefährdung und beim weiteren Vorgehen sowohl bei vermuteter als auch bei offen gelegter sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Weiterführende Informationen erhalten Sie bei Sabine Rommel von der Fachstelle sexuelle Gewalt der StädteRegion Aachen (siehe Kontaktdaten).
Mehr Infos zu dem Präventionsprogramm der theaterpädagogischen Werkstatt sind unter folgendem Link zu finden: www.tpwerkstatt.de/programme
Veröffentlicht am 22.02.2024
Ansprechpartner/-innen
Frau Sabine Rommel
Tel: +49 241 5198-2240
sabine.rommel@staedteregion-aachen.de